Olga Jauner

überarbeitet & ergänzt 17.12..2017


U-Ggroßmutter

Eine Veröffentlichung im Rahmen des Projektes
„FrauenWelten im Wandel“
der Stadtgemeinde Neulengbach, 2017/18.
Gewidmet von Maria Rigler, StRin für Generationen, Familie und Soziales.
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Olga Jauner, geb. Blum
Abschrift aus „Illustrierte Wochenpost“ vom 19. Juni 1931, Seite 3, „Theater-Erinnerungen von Gabor Steiner“

Die pikante Olga
Nicht so tragisch, aber auch ernst, gestaltete sich das Schicksal einer in Wien als Beauté bekannten Schauspielerin, Olga Blumé; sie und ihre Schwester Fritzi, die wohl keine Schönheit, aber ein reizendes, pikantes Geschöpf war und mit dem allbekannten Direktor v. J. eine Liaison hatte, waren überall zu sehen, auf dem Turf, auf den Bällen, bei allen gesellschaftlichen Ereignissen, vielbewundert von der Wiener Männerwelt.
Olga Blume legte nicht viel Wert auf ihre Theaterlaufbahn, sie hatte ein sehr ernstes Verhältnis mit Baron L., dem sie mehrere Kinder gebar. Allgemein glaubte man in Theaterkreisen, Baron L. werde sie heiraten. Eines Tages wurde Olga abgefertigt, für ihre Kinder wurde mehr als reichlich gesorgt und nun erwachte in ihr der Theaterteufel. Mit einem unerhörten Fleiße begann sie Rollen zu studieren, Unterricht zu nehmen, sie wollte sich zur Salondame ausbilden, unter Direktor Tatartzy im Carl-Theater, ich wirkte als artistischer Leiter dort, war die schöne Olga, die sich im Privatleben ungemein reserviert verhielt, engagiert. Sie gefiel dem guten Tatartzy nur zu sehr. Er protegierte sie bei mir ohne Erfolg. In Paris wurde ein neues Stück von Paul Fervier ,“La Doctoresse“ gegeben. Die Blumé hatte den Wunsch, diese Rolle, sie hatte das Stück in Paris gesehen, in Wien zu spielen. Als sie mir diesen Vorschlag unterbreitete, war sie über meine Ablehnung wie von einem Donnerschlag getroffen. Sie versuchte mir meine Zustimmung abzuschmeicheln, bot mir Geld an, legte mir eine mit Brillanten besetzte goldene Tabatiere auf den Schreibtisch - ich wies alles zurück gebrauchte Ausflüchte, denn sie tat mir doch leid, und ich wollte ihr nicht sagen, wie unmöglich sie als Schauspielerin sei. Nun kommt ein Hauptspaß. Tatartzy ließ mich rufen und flehte mich an, die „Doctoresse“ mir der „lieben Olga“ zu geben - ich verharrte auf meinem Standpunkt. „Und wenn .ich es als Direktor anordne, was geschieht dann?“ fragte Tatartzy. „Dann trete ich sofort aus“, antwortete ich. „Nein das ist mir die schöne Olga doch nicht Wert, Sie werden‘s ja besser wissen, warum Sie gar so starrköpfig sind.“ Dabei blieb‘s. Ich weiß heute nicht mehr, hat die gute Olga eingesehen, daß ich im Rechte war, oder hatte sie aus anderen Gründen die Lust am Theater verloren - sie heiratete den Bruder des Direktors V. J., also eigentlich ihren Pseudoschwager. Nach vielen Jahren sah ich sie wieder - ein Koloß, groß, stark - das Gesicht jedoch noch lieb, fast schön. Sie errichtete an der Westbahn eine große Pension, widmete sich ganz der Erziehung ihrer Kinder und folgte erst vor einigen Jahren ihrem in den Tod vorausgegangenen Gatten. Allerdings war das Eheleben der beiden lange Zeit ein recht ungemütliches nur machte sie sich nicht viel daraus und oft meinte sie: „Mein Gott, mein Mann ist ein Narr -und Narren muß man allein lassen.“ Auf die Frage, ob sie das Theater so leicht verschmerzen konnte, sagte sie ganz ehrlich: „Ich habe eingesehen, es zu keiner Größe bringen zu können, und verzichtete, als Nebenläuferin und Folie zu dienen. Ich merkte doch, daß sich die Theaterdirektoren mehr für meine Brillanten und Toiletten, als für meine Kunst interessierten.“

Soweit die Erinnerungen des damals berühmten Theatermannes Gabor Steiner an die eher glücklose Schauspielerin Olga Blumé (Künstlername). Olga Blum in Arad (Ungarn) geboren, erfreute sich in Wien allgemein großer Sympathien, hatte eine Liaison mit dem Theater und Operndirektor Franz Jauner und ein ernstes Verhältnis mit Baron Friedrich von Leitenberger (siehe oben), mit dem sie zwei Kinder hatte. Ihre Schauspielkarriere dauerte von 1878 bis 1893. Sie war von Cernowitz, Wiener Carl-Theater bis Abbazia (siehe Abbildung) schauspielerisch tätig.
Im Jahre 1895 heiratet sie Theodor Jauner (geb. 29. 7. 1844), der ihre vorehelichen Kinder auch adoptiert



Neulengbach

Ende Mai 1909 (Pfingsten) beginnt die Ära ihrer Neulengbacher Zeit.
Es wird die Pension Schloß Liechtenstein eröffnet. Olga Jauner ist sehr aktiv und veranstaltet immer wieder „Events“, die zum Wohle Neulengbachs beitragen:

Jauner, die Besitzerin der Kuranstalt Schloß Liechtenstein, in der man die liebenswürdigste Hausfrau sehen konnte, verdient gemacht. Dieselbe hat allen den Aufenthalt in den gastlichen Mauern des Schlosses so an angenehm als nur möglich gemacht und sich die erdenklichste Mühe gegeben, die Besucher in Küche und Keller zufriedenzustellen. Hoffentlich kann ein großer Reinertrag dem Zwecke, dem das Fest gedient, zugeführt werden.


1 Auszug aus einem Artikel des „Wienerwald-Bote“ vom 11. November 1911, Seite 5
2 „Akademie“ in der Bedeutung „literarisch/musikalische Veranstaltung“
3 Auszug aus einem Artikel des „Wienerwald-Bote“ vom 13. Jänner 2012, Seite 5
4 Ein Artikel des “Wienerwald-Bote“ vom 2. September 1911, Seite 5  
 




Der erste Hauswirtschafts-Kurs für Bauerntöchter in Niederösterreich, den wir seinerzeit ankündigten, hat nun stattgefunden und zwar vom 10. Oktober bis inklusive 8. November. Wie erinnerlich wurde er von der im Jänner gegründeten landwirtschaftl. Reichsfrauenvereinigung veranstaltet und ist in den Räumlichkeiten des Schloßes Liechtenstein, welche die Pächterin Frau Olga Jauner in liebenswürdigster Weise zur Verfügung stellte, abgehalten worden. Er war ursprünglich für 12 Schülerinnen berechnet gewesen. Doch mußte wegen plötzlicher Erkrankung ihrer Mutter eine der Angemeldeten im letzten Augenblick zurücktreten, so daß nur elf Mädchen an demselben teilnehmen konnten.  


Wohltätigkeitsfest. Im Schloßhofe des Schlosses Liechtenstein in Neulengbach fand am 27. August bei herrlichem Wetter ein Wohltätigkeitsfest statt, dessen Reinerträgnis dem Neulengbacher Kindergarten gewidmet ist. Erfrischungsbuden, Tanzboden, Lotterie-, Blumen- und Musikpavillons etc. waren vorhanden. Auch eine Damen-Schönheits-Konkurrenz fand statt und wurden prämiiert: Mit dem ersten Preise Frl. Leopoldine Orosanu, mit dem zweiten Preis Frl. Adi Zekely, mit dem dritten Preis Frl. Julie Koberger. Das Komitee, an dessen Spitze Frau Olga Jauner amtierte, hatte vollauf zu tun, um dem starken Besuche gerecht zu werden. Dem Komitee und den edlen Spendern sei hiemit der beste Dank aus ausgesprochen. Der Reingewinn soll ein bedeutender sein.4
Für weitere Belege des segensreichen Wirkens von Frau Olga Jauner fehlt hier leider der Platz. Ein nebenstehendes Inserat im „Neues Wiener Tagblatt“ vom 9. Juli 1911 gibt Näheres über die Bestimmung der Pension bekannt.  




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