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Eine Veröffentlichung im Rahmen des Projektes „FrauenWelten im Wandel“ der Stadtgemeinde Neulengbach, 2017/18. Gewidmet von Maria Rigler, StRin für Generationen, Familie und Soziales. ------------------------------------------------------------------------------------
Olga Jauner, geb. Blum Abschrift aus „Illustrierte Wochenpost“ vom 19. Juni 1931, Seite 3, „Theater-Erinnerungen von Gabor Steiner“
Die pikante Olga Nicht so tragisch, aber auch ernst, gestaltete sich das Schicksal einer in Wien als Beauté bekannten Schauspielerin, Olga Blumé; sie und ihre Schwester Fritzi, die wohl keine Schönheit, aber ein reizendes, pikantes Geschöpf war und mit dem allbekannten Direktor v. J. eine Liaison hatte, waren überall zu sehen, auf dem Turf, auf den Bällen, bei allen gesellschaftlichen Ereignissen, vielbewundert von der Wiener Männerwelt. Olga Blume legte nicht viel Wert auf ihre Theaterlaufbahn, sie hatte ein sehr ernstes Verhältnis mit Baron L., dem sie mehrere Kinder gebar. Allgemein glaubte man in Theaterkreisen, Baron L. werde sie heiraten. Eines Tages wurde Olga abgefertigt, für ihre Kinder wurde mehr als reichlich gesorgt und nun erwachte in ihr der Theaterteufel. Mit einem unerhörten Fleiße begann sie Rollen zu studieren, Unterricht zu nehmen, sie wollte sich zur Salondame ausbilden, unter Direktor Tatartzy im Carl-Theater, ich wirkte als artistischer Leiter dort, war die schöne Olga, die sich im Privatleben ungemein reserviert verhielt, engagiert. Sie gefiel dem guten Tatartzy nur zu sehr. Er protegierte sie bei mir ohne Erfolg. In Paris wurde ein neues Stück von Paul Fervier ,“La Doctoresse“ gegeben. Die Blumé hatte den Wunsch, diese Rolle, sie hatte das Stück in Paris gesehen, in Wien zu spielen. Als sie mir diesen Vorschlag unterbreitete, war sie über meine Ablehnung wie von einem Donnerschlag getroffen. Sie versuchte mir meine Zustimmung abzuschmeicheln, bot mir Geld an, legte mir eine mit Brillanten besetzte goldene Tabatiere auf den Schreibtisch - ich wies alles zurück gebrauchte Ausflüchte, denn sie tat mir doch leid, und ich wollte ihr nicht sagen, wie unmöglich sie als Schauspielerin sei. Nun kommt ein Hauptspaß. Tatartzy ließ mich rufen und flehte mich an, die „Doctoresse“ mir der „lieben Olga“ zu geben - ich verharrte auf meinem Standpunkt. „Und wenn .ich es als Direktor anordne, was geschieht dann?“ fragte Tatartzy. „Dann trete ich sofort aus“, antwortete ich. „Nein das ist mir die schöne Olga doch nicht Wert, Sie werden‘s ja besser wissen, warum Sie gar so starrköpfig sind.“ Dabei blieb‘s. Ich weiß heute nicht mehr, hat die gute Olga eingesehen, daß ich im Rechte war, oder hatte sie aus anderen Gründen die Lust am Theater verloren - sie heiratete den Bruder des Direktors V. J., also eigentlich ihren Pseudoschwager. Nach vielen Jahren sah ich sie wieder - ein Koloß, groß, stark - das Gesicht jedoch noch lieb, fast schön. Sie errichtete an der Westbahn eine große Pension, widmete sich ganz der Erziehung ihrer Kinder und folgte erst vor einigen Jahren ihrem in den Tod vorausgegangenen Gatten. Allerdings war das Eheleben der beiden lange Zeit ein recht ungemütliches nur machte sie sich nicht viel daraus und oft meinte sie: „Mein Gott, mein Mann ist ein Narr -und Narren muß man allein lassen.“ Auf die Frage, ob sie das Theater so leicht verschmerzen konnte, sagte sie ganz ehrlich: „Ich habe eingesehen, es zu keiner Größe bringen zu können, und verzichtete, als Nebenläuferin und Folie zu dienen. Ich merkte doch, daß sich die Theaterdirektoren mehr für meine Brillanten und Toiletten, als für meine Kunst interessierten.“ |
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